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Unter dem Titel Fokus Platz standen beim 8. Landschaftsarchitektur-Quartett drei unterschiedliche Platz- und Stadträume zur Diskussion. Die hochkarätige Runde der Diskutanten stellte sich am 15. September den Fragen auf dem Podium.
Unter dem Titel FOKUS PLATZ standen beim 8. Landschaftsarchitektur-Quartett 2016 drei unterschiedliche Platz- und Stadträume zur Diskussion. Am 15. September konnten im Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgart ca. 180 Interessierte, die sich aus kommunalen Vertretern, Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten zusammensetzten, einem angeregten Gespräch folgen. Lebhaft diskutiert wurde, wie man städtische Freiräume wertschöpfend gestaltet, um hochwertige und nutzbare Lebensräume für die Bürger zu schaffen.
Auf dem Podium stellten sich Axel Lohrer, Landschaftsarchitekt aus München, Uta Stock-Gruber, Landschaftsarchitektin und Professorin an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Tim von Winning, Baubürgermeister in Ulm, den Fragen des Moderators Martin Seebauer, Landschaftsarchitekt und Mediator aus Berlin. Zur Eröffnung des Abends begrüßte Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, das Plenum. Dabei betonte er, dass die Fragestellung, wem die Stadt gehöre, aktueller sei, denn je.
Im Anschluss stellte Landschaftsarchitekt Michael Glück dem Plenum die einzelnen Projekte vor. (Die Diskutanten und der Moderator hatten tagsüber alle drei Projekte besichtigt, um sich einen unmittelbaren Eindruck zu verschaffen.) Er begann mit der Barockachse in Schwetzingen, die die Neugestaltung des Schlossplatzes und der Carl-Theodor-Straße umfasst. Mit ihr ist es dem Büro Mann Landschaftsarchitektur aus Fulda gelungen, einen Ort zu schaffen, der in seiner gestalterischen Wirkung ein gleichberechtigtes Pendant zum Schwetzinger Schlossgarten und Schloss bildet. Zugleich wird mit dem ausdrucksstarken Lindenspalier das heterogene städtebauliche Umfeld der Carl-Theodor-Straße zusammengefasst und die ehemalige Barockachse als Gesamtensemble räumlich erlebbar.
Besonders beeindruckt hat Uta Stock-Gruber der lässige Umgang mit dem Verkehr und die automatisch durch die Gestaltung erreichte Disziplin aller Verkehrsteilnehmer. Die Verkehrsberuhigung auf Schrittgeschwindigkeit wird von den Autos, Lieferwagen und Bussen erstaunlicherweise überwiegend eingehalten. Geschätzt wird seitens Axel Lohrer die Lebendigkeit „in dem wirklich schönen Raum“, bei dem das Zusammenspiel aller Platznutzer (Autos, Fahrräder, Fußgänger,…) tatsächlich funktioniert, was von hoher Qualität zeugt. Kontrovers wurden die Lindenspalierreihen in der Karl-Theodor-Straße diskutiert. Einerseits geben sie der Straße eine starke, wohltuende Ordnung. Zugleich verdecken die geschlossenen Lindenwände jedoch die Fassaden, was von manchen Diskutanten als zu dicht und zu dominant empfunden wurde, da die raumbildende Wirkung der Gebäude geschwächt wird. Tim von Winning unterstrich am Ende noch einmal, wie gelungen die Barockachse ist: ein nachahmenswertes Beispiel.
Die Neue Meile Böblingen des in Wien und München ansässigen Landschaftsarchitekturbüros bauchplan, die als zweites Projekt vorgestellt wurde, interpretiert den klassischen Raum einer Bahnhofstraße grundlegend neu und schafft damit in der Böblinger Unterstadt ein neues freiräumliches und identitätsstiftendes Rückgrat. In einem Projektablauf, in dem die bürgerschaftliche Partizipation einen wichtigen Stellenwert eingenommen hat, zeigt sich beispielhaft die Verzahnung des Entwurfsprozesses mit Beteiligungsverfahren und Workshops und die Rückführung der Ergebnisse in den Planungsprozess. Damit verbunden ist auch die Akzeptanz der Bevölkerung für prägende Gestaltungselemente der Neuen Meile. Dies gilt auch für die markanten Lichtkörper – frei über dem Stadtraum schwebende Lichtringe – und für das sogenannte Pixelparkett des neuen Stadtbodens. Tim von Winning hob die Neue Meile als neuen Ort der Identifikation und des Einzelhandels hervor. Somit ist es kein „Transitort“ mehr, bestätigte Uta Stock-Gruber wohlwollend. Hier erkannte die Runde der Diskutanten schnell, wie schwierig der Umgang mit einem sehr widrigkeitsgebeutelten Umfeld sein kann. Dies scheint durch die verschiedenen markanten Planungsakzente (Pixelparkett, Mobiliar + Bepflanzung, besonderes Beleuchtungssystem) gut eingefangen worden zu sein. „Da darf man ruhig ein bisschen auf die Pauke hauen, da darf Pfeffer rein“, kommentierte Uta Stock-Gruber den Umgang mit der Bestandssituation.
Als drittes Projekt wurde der Schlossplatz in Neuhausen auf den Fildern betrachtet. Dort hat in den Jahren 2001 bis 2004 Luz Landschaftsarchitektur aus Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Cheret + Bozic, ebenfalls aus Stuttgart, den Schlossplatz neu gestaltet. Durch die Neuordnung des Straßenverkehrs und einer Reduktion der Stellplätze war es in der Fildergemeinde möglich, den ehemals ausdruckslosen und nicht einladenden Platz zu einem lebendigen und identitätsstiftenden Mittelpunkt Neuhausens zu entwickeln. Die umgebende heterogene Bestandsbebauung verschafft dem Platz einen lockeren Rahmen. Dieser erhielt eine neue, in zwei Teile gegliederte Ordnung. Der östliche Teil ist überwiegend befestigt, ein neues Café sorgt für die Belebung des Platzes. Der westliche Teil ist als grüner Rasenteppich, abgeleitet aus dem vorhandenen Bestand, mit Einzelbäumen überstellt. Die Belagsflächen wurden im Wesentlichen in Natursteinpflaster ausgeführt. Nach ca. zwölf Jahren zeigt sich, dass die Planungsidee aufgegangen ist. Der Platz und sein Umfeld wird als „entspannt und selbstverständlich“ empfunden und ist robust genug, die täglichen Belastungen aufzufangen, ohne dabei einen erkennbaren Schaden zu nehmen. Axel Lohrer stellte lediglich die Frage in den Raum, ob die markanten, dauerhaft vorhandenen Schirmelemente die „Marke“ des Ortes ausmachen oder ob sie vielleicht „too much“ sind. Darauf konnte jedoch keine finale Antwort gefunden werden. Hervorgehoben wurden einige Details, die als sehr angenehm und gut gelungen empfunden werden, wie beispielsweise abgerundete Mauerabschlüsse. Aber auch der übergeordnete Aspekt der Blickachse altes Schloss – neues Schloss, beide im unmittelbaren Umfeld des Platzes, wurde betont.
Abschließend kann festgehalten werde: In allen drei, sehr unterschiedlichen Projekten zeigt sich, dass ein hochwertig gestalteter Freiraum Lust auf mehr macht und dies einen nachhaltigen Effekt in den Gemeinden und Städten erzeugt, den man aufgreifen sollte. Unabdingbar für die Schaffung qualitativ hochwertigen Freiraums für alle Nutzer sind Bauherren und Verantwortliche, die als starke Persönlichkeiten bereit sind, auch gegen Widerstände, Ideen durch- und umzusetzen. Dies ist bei den drei Projekten hervorragend gelungen. Daher ist das „Promoten“ oder Wertschätzen des öffentlichen Raumes Motor für die Stadtentwicklung und ein wichtiger erster Schritt. Schließlich kann der Blick von außen, durch Einbeziehen von externen Planern, und auch die Durchführung von Wettbewerbsverfahren erfrischende und notwendige neue Impulse für die jeweilige Stadt oder Gemeinde bedeuten.
Landschaftsarchitektur lohnt sich