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Andreas K. Vetter: „Haus & Auto“
Callwey Verlag, München 2011176 Seiten mit 395 Abbildungen59,95 Euro
Auf dem Cover dieses schönen Bildbands von Andreas K. Vetter prangt passenderweise ein messerscharfer Citroën SM der 1970er Jahre, laut Trendmagazin Wallpaper "the sexiest car ever produced". Und die anspruchsvolle photographische Inszenierung der präsentierten Traumhäuser mit Traumautos davor, darauf, darunter und darin wird beiden Objekten der Begierde mehr als gerecht.
Die Bandbreite reicht vom schmalen irischen Reihenhäuschen, dessen gesamtes Erdgeschoss von Motor- und Fahrrädern belegt wird, bis zum Sammlerpalast in Kalifornien mit vollverglastem Showroom für 32 Sportwagen. Doch die meisten der 40 ausführlich vorgestellten innovativen bis extravaganten Beispiele stammen aus deutschsprachigen Ländern, erstaunlicherweise nichts von Engländern und Italienern, bei denen doch auch gern reichlich Benzin im Blut zirkuliert, was zu architektonischen Eskapaden verleiten kann.
Liebhaber automobiler Kunstwerke tendieren offenbar auch zu wahrhaft skulpturalen Häusern. Gut nachvollziehbarer Trend ist, mit dem Schmuckstück über verglaste Wände oder große Fenster verbunden zusammenzuleben. Neben befahrbaren Arbeitszimmern und Bibliotheken (dunkles Holz, schwere Ledersessel!) ist der Blick von der coolen Designerküche aus auf das mobile Chromstückchen beliebt. Aber bei den exhibitionistisch nach außen verglasten Garagen fragt man sich schon mit besorgter Miene, ob dabei auf Dauer nicht der edle Lack ausbleicht? Dort wo die Abstellplätze auch noch den Blick auf Meerengen und oberitalienische Seen eröffnen, wird geradezu das aus der Fernsehwerbung bekannte Erwachsenenquartett „Mein Haus - mein Auto - mein Boot“ suggeriert.
Schier endlos scheint die Phantasie den Spieltrieb der Technikfreaks zu beflügeln: von der Wendeplatte in der Kiesauffahrt über die komplett hochfahrbare Hausfassade, die Stellplatz auf der gesamten asphaltierten Grundfläche eröffnet oder eine distinguierte Hinterachsenhubplatte, die den Maserati aus dem Wohnzimmer herausrollen lässt, um ihn erst draußen starten zu müssen (die praktisch denkende Hausfrau ist begeistert...) bis zum Autolift, der den Cinquecento im Kleinsthaus von der Einfahrtsebene ins Obergeschoss bugsiert, während gleichzeitig die darunter montierte Sofaebene (mitsamt Fernseher und Schwiegermutter?) vom Keller wieder ins Wohnzimmer hochrumpelt. Faszinierend ist die Lösung für einen japanischen Spinner, der seinen Lambo auf einer mit graulasierten Holzdielen belegter Hubplattform von der Garage ins Wohnzimmer hochbeamen kann.
Womöglich gibt es findige Qs, die nicht nur Nullnullsiebens Aston Martin mit Ölteppichspritzdüsen gegen Verfolger aufrüsten, sondern auch noch das Haus mit vollautomatischen Benzindunstabsauganlagen und eigentlich unabdingbaren mikrobakteriellen Öltropfenabsorbern ausstatten? Denn die blechernen Hausgenossen ruhen schon mal wie ihre Herrchen und Frauchen auf feinstem Marmor und edlem Parkett. Und während der Rezensent oftmals schon beim Anschauen seines Oldtimers schmutzige Finger kassiert, sind alle Garagen in diesem Buch klinisch rein, nirgends liegt Werkzeug oder hängt sonstiges Jäger- und Sammlersammelsurium im Blickfeld – eine im Einzelfall mögliche, aber in der Regel etwas irreale Idealwelt.
Zur praktischen Anwendung sind die Autobehausungsmodi in 15 Gattungen unterteilt, die auch simple, doch originelle Carports für den mittleren Geldbeutel offerieren. In diesem Abschnitt werden die 40 Hauptobjekte durch 75 weitere Bauten im Briefmarkenformat ergänzt. Obwohl das Buch eine vernünftige Dimension in Format, Gewicht und Preis erreicht hat, machen die großen und kleinen Häppchen so Appetit, dass man durchaus Lust auf mehr bekommt und gerne zu allen Bauten ausführlichere Darstellungen studiert hätte.
Ein geschichtlicher Rückblick auf den Garagenbau der Moderne von Olbrich über Wright und Corbusier bis zu MVRDV ist schön recherchiert, aber für das, was das Bildmaterial über dieses interessante Thema verheißt, leider textlich viel zu knapp abgehandelt. Hier hätte man sich eine gründlichere Beschreibung und Analyse gewünscht, die auch weiter zurückreicht und die Tradition der Remisen aufzeigt. Schließlich gab es in Pariser Stadtpalais des 18. Jahrhunderts bereits Tiefgaragen für die Pferde. Eine für dieses Coffeetablebook-Format löbliche Literaturliste verweist immerhin auf weiterführende Lektüre.