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Tübinger "Alte Weberei" erhält den Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 Was unter nachhaltiger und zukunftsfähiger Innenentwicklung zu verstehen ist, lässt sich in Tübingen sehen. Die Stadt hat für die Umwandlung der Industriebrache "Alte Weberei" zum lebendigen Stadtquartier den Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 erhalten. Ein Sonderpreis ging nach Gamburg im Main-Tauber-Kreis, wo eine brachliegende Fläche im historischen Ortskern mittels einer Platzgestaltung und dem Bau eines Gemeinschaftshauses das soziale und kulturelle Leben im Dorf befördert.
31 Bewerbungen gab es insgesamt um den Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016, der dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert. Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur, war beeindruckt von der thematischen und gestalterischen Vielfalt der Einreichungen und erläuterte: "Sie verdeutlichen alle, welche Chancen die Revitalisierung nicht mehr genutzter Flächen für die Stadt- und Gemeindeentwicklung vom Dorf bis zur Großstadt bieten." Lidija Schwarz-Dalmatin vom Gemeindetag Baden-Württemberg, die stellvertretend für alle drei Kommunalen Landesverbände bei der Preisverleihung sprach, ergänzte: "Die seit 2006 ausgezeichneten Objekte, aber auch alle anderen Einreichungen zeigen, dass die Städte und Gemeinden das Thema des Flächensparens und des von Altlasten geprägten Siedlungsraums verantwortungsbewusst annehmen, indem sie innovative und praxisgerechte Lösungen anbieten."
Nominiert für den Flächenrecyclingpreis 2016 waren auch drei weitere Projekte (siehe unten): die Entwicklung des City Parks in der Karlsruher Südstadt-Ost auf einer ehemaligen Bahnfläche, die Konversion der ehemaligen Flakkaserne zum Wohnpark Hartenecker Höhe in Ludwigsburg sowie die Umwandlung eines innerstädtischen Gewerbestandorts zu einem zeitgemäßen Wohnquartier am Michelsberg in Ulm. Für den Sonderpreis waren ebenfalls drei weitere Projekte nominiert: das Wasserwerk Hammer in Bärenthal, wo es durch Neuordnung gelungen ist, Flächen zu entsiegeln und der Natur zurückzugeben, die Neustrukturierung eines genutzten Gewerbegebietes "Innovation Factory" der Aesculap AG in Tuttlingen sowie die Neuinterpretation landwirtschaftlicher Architektur und Revitalisierung des Hofs 8 in Weikersheim-Schäftersheim. "Die von der Jury nominierten und ausgezeichneten Projekte zeigen vorbildlich, wie durch ein intensives Miteinander aller Beteiligten Planungskultur gelebt und für die Städte und Gemeinden bereichernde und identitätsstiftende Projekte realisiert werden konnten", sagte Minister Hermann im Rahmen der Preisverleihung am 19. Februar.
Der Flächenrecyclingpreis wurde bereits zum fünften Mal vergeben. "Damals wie heute steht er vor dem Hintergrund des hohen Flächenverbrauchs. Um mit diesem umsichtig umzugehen, müssen wir auch weiterhin Brachen revitalisieren. Vor dem Hintergrund der rechtlichen Rahmenbedingungen, wie z.B. der Plausibilitätsprüfung und der Vorgaben aus dem Hochwasserschutz, wird das zweifellos die zentrale Herausforderung für eine moderne und flächensparende Stadtentwicklung sein", erklärte Schwarz-Dalmatin. Entscheidende Kriterien für die Jury waren deshalb Flächenspareffekte, Aspekte der Nachhaltigkeit (wie Baustoffe, Wohnqualität, kurze Wege), der Umgang mit Altlasten, Aufwertungspotentiale für die Umgebung, aber auch Verfahrensfragen und die Qualität der Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Beteiligten und der Öffentlichkeit. Mit ihrer Auslobung verfolgen die sieben baden-württembergischen Institutionen - Altlastenforum, Architektenkammer, Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, Städte-, Gemeinde- und Landkreistag sowie Sparkassenverband - das Ziel, einen Bewusstseinswandel zugunsten der oftmals in der Öffentlichkeit kritisch diskutierten Innenentwicklung anzustoßen.
Alte Weberei in Tübingen-Lustnau
ProjektbeteiligteUniversitätsstadt TübingenCDM Smith Consult GmbH Stuttgart (Altlastenkonzept/Bodensanierung) Hähnig Gemmeke, Freie Architekten BDA Tübingen (Städtebaulicher Entwurf) Stefan Fromm, Freier Landschaftsarchitekt BDLA, Dettenhausen (Freiraum/ Landschaftsplanung) Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH, Stuttgart (Hochwasserschutzkonzept)private Baugruppen und Bauherren, Wohnungsunternehmen
Das Projekt zeigt das gesamte Spektrum an Herausforderungen, die zu bewältigen sind, um aus einer sehr problematischen Industriebrache ein attraktives Stadtquartier zu machen. Über die ohnehin komplexe Projektentwicklung hinaus werden intelligente Lösungen für die schwierige Dekontamination der Fabrikflächen und aufgefüllten Flussarme sowie für den Gewässer- und Hochwasserschutz gefunden. Den Verantwortlichen gelingt aber nicht nur das. Auf der Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs entsteht ein starkes Stück Stadt. Die Grundstücke werden zu Festpreisen meist an Baugemeinschaften verkauft, die mit Nutzungsmischung und architektonischer Qualität bauliche Vielfalt und Atmosphäre bieten. Die sanierten Bestandsbauten zeugen von der alten Fabrik und stärken den besonderen Quartierscharakter. Der maßstäbliche Städtebau schafft differenzierte Raumfolgen und Grünräume.
Neue Ortsmitte in Gamburg
ProjektbeteiligteGemeinde Werbach (Bauherr)Architekturbüro Rolf Klärle, Bad Mergentheim
Das Projekt zeigt vorbildlich, wie in kleinen ländlichen Gemeinden brachgefallene Gebäude und Flächen sozial und städtebaulich in hohem Maße identitätsstiftend neu entwickelt werden können. Der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses und des Dorfplatzes nutzt sensibel die topografischen und siedlungsstrukturellen Gegebenheiten. So entstand anstelle des abgeschlossenen Schulhofs ein sich allseitig zum Dorf hin öffnender und einladender Platz. Das durch eine schlichte eigenständige Architektursprache überzeugende Dorfgemeinschaftshaus bietet Räume mit unterschiedlichen Qualitäten, die durch geschickte Grundrissorganisation auch parallel genutzt werden können. Sie werden für kulturelle Veranstaltungen, durch die örtlichen Vereine, die Verwaltung und für Sprechstunden von solchen Institutionen genutzt, die im Dorf über keine eigenen Räumlichkeiten verfügen. Hier ist es zudem gelungen, das Projekt gemeinsam mit den Bürgern und Vereinen für deren Bedarf zu entwickeln, woraus auch deren Bereitschaft resultiert, dauerhaft Verantwortung zu übernehmen.
Karlsruhe City Park Südstadt-Ost in Karlsruhe
ProjektbeteiligteStadt Karlsruheaurelis Real Estate GmbH & Co. KG, Region Mitte, Eschborn (Projektentwicklung) Deutsche Bahn AG – DB Immobilien, Region Südwest(Projektsteuerung)
Die Entwicklung des City Parks auf einer ehemaligen Bahnfläche mit einem Flächenumfang von ca. 33 ha stellt ein sehr großes Flächenrecyclingprojekt dar. Überzeugt hat die gelungene Mischung von Wohnnutzung, notwendiger sozialer Infrastruktur wie zwei Kitas und eine Grundschule, großflächigen Grünanlagen und von gewerblicher Nutzung in Form von Bürogebäuden. Der Grünanteil liegt bei ca. 30% der Fläche und wirkt mit dieser Größe in konzentrierter Anordnung als klimatische Schneise für das Quartier, aber auch für die Innenstadt. Durch einen städtebaulichen Ideenwettbewerb, die Aufstellung eines Bebauungs-planes, Mehrfachbeauftragungen für die Architektenleistungen und durch eine breit ange-legte Bürgerbeteiligung konnte ein hoher Qualitätsstandard in der Umsetzung der Hochbauten und der Freianlagen erreicht werden.Bemerkenswert ist die Realisierung über ein Vertragswerk zwischen der Stadt und der DB bzw. aurelis, das dazu führte, dass die Herstellung der verkehrlichen Erschließung und der öffentlichen Freianlagen vom Eigentümer finanziert und unentgeltlich an die Stadt übertragen wurden. Die Baugrundstücke für die soziale Infrastruktur wurden ebenfalls kostenlos der Stadt überlassen, zuzüglich einer finanziellen Beteiligung. In städtebaulich beispielhafter Form haben die Projektträger in Rekordzeit das Quartier realisiert. Alle Baugrundstücke sind veräußert und rund 6.000 Menschen haben hier eine neue Heimat gefunden.
Wohnpark Hartenecker Höhe in Ludwigsburg Konversion ehem. Flakkaserne LudwigsburgProjektbeteiligte: Stadt LudwigsburgKlinger und Partner, Ingenieurbüro für Bauwesen und Umwelttechnik GmbH, Stuttgart (Schadstoffgutachterliche Überwachung)Rauschmaier Ingenieure, Bietigheim-Bissingen (Rückbaubegleitung)Koch – Büro für Landschaftsplanung, Bietigheim-Bissingen (Standortökologische Untersuchungen) Dr. Jochen Hölzinger, Remseck (Artenschutzkonzept, Brutvogelkartierung) Wick + Partner, Architektur und Stadtplanung, Stuttgart (Bauleitplanung) Solarbüro für energieeffiziente Stadtplanung, Dr.-Ing. Goretzki, Stuttgart (Solarenergetische Planung) EGS-Plan, Stuttgart (Energiekonzept)
Das Projekt zeigt in herausragender Weise, wie aus einer militärisch genutzten Fläche, der ehemaligen Flakkaserne ein neues Wohngebiet mit hoher Wohn- und Freizeitqualität entstehen kann. Die für solche Konversionsflächen typischen Altlasten wurden beseitigt, durch eine gezielte Materialseparierung bei Rückbau von Gebäuden und Bodenaushub konnte eine hohe Wiederverwertungsquote der Abbruch- und Aushubmengen erreicht werden. Der Versiegelungsgrad der 18 ha großen Fläche wurde bei der Neubebauung deutlich reduziert und dem Naturschutz wurde beispielhaft Rechnung getragen, indem der vorhandene Baumbestand in die Neubebauung integriert wurde. Baumbestand und Wegenetz greifen die Vergangenheit auf und sorgen für eine harmonische Verbindung des Wohngebiets mit dem angrenzenden Freiraum. Das Projekt ist städtebaulich vorbildlich, bietet Wohnangebo-te für unterschiedliche Zielgruppen und lebt von seiner nachhaltigen Verknüpfung von Mensch und Natur.
Wohnen am Michelsberg in UlmProjektbeteiligte: Architekten Mühlich, Fink & Partner, Ulm RI-Immobilien GmbH & Co. KG, Ulm, zusammengesetzt aus Rhombergbau, Bregenz, Österreich, und Immobilienwerkstatt Büro für Planen&Bauen GmbH, Ulm
Das Projekt leistet eine gelungene Konversion von einem innerstädtischen Gewerbestandort zu einem zeitgemäßen Wohnquartier. Vorhandene Aufschüttungen wurden ausgebaut und entsorgt. Die neue Bebauung geht geschickt auf die Lage an der Bahnstrecke Ulm – Aalen ein und bildet so ein neues Bindeglied zwischen bestehenden Wohnbebauungen. Städtebau und Architektur orientieren sich an der Umgebung schaffen aber durch ihre moderne Formensprache eine eigene Identität des neuen Quartiers. Die an diesem Standort sinnvolle Verdichtung gegenüber der vorher vorhandenen gewerblichen Nutzfläche wird durch die abwechslungsreiche Anordnung der Baukörper aufgelöst. Das Projekt steigert zusammenfassend mit der Konversion die Qualität des städtischen Raumes erheblich und ist deshalb beispielgebend.
Wasserwerk Hammer in BärenthalProjektbeteiligte: Zweckverband Wasserversorgung Hohenberggruppe (Bauherr) brixner architekten BDA, Stuttgart (Entwurf, Planung, Bauleitung) Wilhelm + Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung) Prof. Dr.-Ing. Hugo Rieger (Prüfingenieur) Schreiber Ingenieure Gebäudetechnik GmbH, Ulm (HLS) Bauphysik 5, Backnang (Bauphysik)
Die Neuordnung des Wasserwerks bündelt die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen zu einer kompakten und wirtschaftlichen Gesamtstruktur. Die bisher durch Einzelbauten zersiedelte Landschaft wurde durch die Verdichtung der Funktionsbereiche zu einer baulichen Einheit mit energetischer Anbindung an das Hauptbestandsgebäude zusammengefasst. Dies ermöglichte den Abriss bzw. Rückbau von mehreren solitären Bestandsgebäuden einschließlich deren Hof- und Bewegungsflächen. Dadurch gelang es mehr als 900 m² bisher bebaute Flächen zu entsiegeln, die nunmehr wieder eine natürliche Bodenfunktion aufweisen und als Retentionsflächen zur Verfügung stehen.Der Neubau selbst zeichnet sich durch einen kompakten Baukörper mit einer klaren Formensprache aus und fügt sich aufgrund der Verwendung von regionalen Materialien (Holzfassade) sehr gut in die weitgehend unberührte und als Landschaftsschutzgebiet ausgewie-sene Umgebung ein. Ebenso wurden energetische Aspekte im Sinne eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen berücksichtigt. Durch die Reaktivierung des sogenannten Triebwerkskanals und die Instandsetzung einer vorhandenen Wasserkraftturbine gelang es die Energiekosten bereits im ersten Jahr um mehr als 50.000 Euro zu reduzieren. Insgesamt stellt die Neuordnung des Wasserwerks Hammer durch die Rückgabe von Flächen an die Natur eine gelungene Aufwertung des gesamten Areals dar.
„Innovation Factory“ Aesculap AG in TuttlingenProjektbeteiligte: Aesculap AG, Tuttlingen (Bauherr) ORANGE BLU building solution, Stuttgart, vormals Wilford Schupp Architekten (Planung) fritzP.GmbH, Stuttgart, mit Guggenberger + Ott, Leinfelden-Echterdingen (Bauleitung) Breinlinger Ingenieure, Tuttlingen/Stuttgart (Tragwerksplanung) Ingenieurbüro für Geotechnik, Prof. Dr.-Ing. Schad, Stuttgart (Geotechnik) g2-landschaftsarchitekten Gauder+Gehring, Stuttgart (Landschaftsplanung) Ingenieurbüro Riesener, Balingen (Brandschutzgutachter)
Das Projekt zeigt in beispielhafter Weise die Neustrukturierung eines genutzten Gewerbegebietes in Tuttlingen. Ein vorausgegangener Wettbewerb beinhaltete die Ausarbeitung für einen Masterplan und einen Realisierungsteil weiterhin für ein Produktions- und Verwaltungsgebäude. Durch ein modulares Konzept ist nun ein Gebäudetrakt realisiert, der dem aktuellen Flächenbedarf gerecht wird und durch Stapelung von Produktionsflächen auch noch flächensparend ist. Die flexible Erweiterbarkeit des Gebäudes garantiert ein Ensemble im gleichen Duktus. Mit seiner architektonischen Qualität gibt das Projekt einen guten An-stoß für eine ästhetische Gestaltung von Gewerbeflächen. Das Materialkonzept und die Formensprache sind Ausdruck der Unternehmenskultur.
Hof 8 in Weikersheim-SchäftersheimProjektbeteiligte: Prof. Dr. Martin Klärle und Andreas Fischer-Klärle, Weikersheim-Schäftersheim (Bauherren) Architekturbüro Rolf Klärle, Bad Mergentheim
Der Hof 8 ist eine gelungene Neuinterpretation landwirtschaftlicher Architektur. In Weikersheim-Schäftersheim wurden 1.760 m² Nutzfläche eines ehemaligen Bauernhofes revitalisiert. Durch den Umbau des ehemaligem Wohnhauses, der Scheune und Remise sowie des Stalls wurde das historische Kulturgut vor dem Abriss bewahrt und gleichzeitig der historische Ortskern wiederbelebt. Das neue Konzept in der Bachstraße 8 ermöglicht mit seinem modernen Grundriss die Kombination verschiedenster Lebensbereiche: Seniorenwohnungen und Hebammenpraxis, Dorfgemeinschaftsraum und Museum sowie ein Bürogebäude. So entstanden nicht nur Lebensraum im Zentrum sondern gleichzeitig auch 25 Arbeitsplätze. Die Nachhaltigkeit des Projektes zeigt sich auch in der konsequenten Einbindung erneuerbarer Energien, wie beispielsweise einer Grundwasserwärmepumpe. Selbst die ehemalige Güllegrube wurde integriert und ist heute ein Parkplatz.